Zuversicht, Hoffnung und Beharrlichkeit


Wenn wir uns anschauen, was auf der Welt vor sich geht, kann es schwierig sein, daran zu glauben, dass es Grund zur Hoffnung gibt, geschweige denn zur Zuversicht. Und dennoch leben und handeln wir Menschen in Weisen, die unsere Hoffnungen sowie unsere Zuversicht in eine bessere Zukunft bezeugen. Wir pflanzen Gärten und Bäume, wir haben Kinder, und wir gehen gegen Ungerechtigkeiten vor und bemühen uns, den Planeten, den wir teilen, zu schützen.

Hoffnung ist nicht dasselbe wie Optimismus. Optimismus und Pessimismus schätzen eine Auftretenswahrscheinlichkeit ein. Optimistisch oder pessimistisch zu sein hat aber überhaupt nichts damit zu tun, sich für Gerechtigkeit einzusetzen und die Erde zu schützen. Bei zumindest den meisten von uns ist es nun mal so, dass unsere Moralprinzipien nicht auf eine Berechnung von Wahrscheinlichkeiten basieren. Tatsächlich finden die meisten Widerstandshandlungen und die meisten Bewegungen für Gerechtigkeit angesichts überwältigender Widrigkeiten statt. Es sind die machtlosen, die die Machthaber herausfordern. Nur durch das aktive Handeln können Menschen, die sich machtlos fühlen, erkennen, dass sie in der Tat über Macht verfügen. Wenn wir handeln, wird plötzlich das, was einst unmöglich schien, doch möglich, weil genügend Menschen daran glauben, dass es möglich ist, und zusammenarbeiten, um ihr Ziel zu erreichen.

Hoffnung bezieht sich auf Wahrscheinlichkeit, nicht auf Gewissheit. Auch wenn wir wissen, dass wir gegen den Strom schwimmen - wie wir es so oft tun - wissen wir, dass die Zukunft nicht vorherbestimmt ist. Wir wissen, dass die Zukunft von menschlichem Handeln geprägt ist - und deswegen handeln wir. Und wir hoffen, dass unser Handeln dazu beitragen wird, die Zukunft in die Richtung zu lenken, die wir für richtig halten.

Wenn wir gemeinsam handeln, bringen wir auch unser Vertrauen in andere Menschen zum Ausdruck - sowie unser Vertrauen in uns selbst. Es ist jedoch kein blindes Vertrauen, denn wir sind uns unserer Widersprüche und Mängel bewusst - genau so wie der Unmoral und Grausamkeit, zu der einige Menschen fähig sind. Wir wissen aber auch aus eigener Lebenserfahrung, dass Impulse zur Schaffung von Gemeinschaften, zum Teilen, einander zu lieben und so zu behandeln, wie wir selbst behandelt werden möchten, zum gemeinsamen Erbe der Menschheit gehören. Die Tatsache, dass diese Leistungen existieren, ist die Grundlage für das Vertrauen in Menschen, inklusive in uns selbst und in unsere Fähigkeit, uns zu ändern und unser volles Potenzial auszuschöpfen, um zu den Personen zu werden, die wir sein können. Indem wir daran arbeiten, die Welt zu verändern, ändern wir auch uns selbst.

Eine menschliche Leistung, die besonders berührend und inspirierend ist, und die oft stark hervorkommt, wenn wir gemeinsam für Gerechtigkeit kämpfen, ist unsere Beharrlichkeit, auch angesichts überwältigender Widrigkeiten. Connexions Other Voices teilt eine Vielzahl solcher Geschichten. In Oaxaca ist ein multiethnisches Netzwerk aus Kleinstädten an einem hartnäckigen, andauernden Kampf beteiligt, um ihr Wasser vor Unternehmensübernahmen zu beschützen. Streikende Minenarbeiter in Südafrika verbrachten neun Tage unter der Erde, damit die Minenbesitzer endlich zustimmten, auf die sexuelle Belästigungen in der Mine zu reagieren. In Nashville erschienen Mitarbeiter der Einwanderungs- und Zollbehörde bei einem eingewanderten Vater und Sohn, um sie zu verhaften, während diese im Van in ihrer eigenen Einfahrt saßen. Die Nachbarn, die dies beobachteten, kamen kurzerhand heraus, informierten andere, und umzingelten den Van, um eine Verhaftung zu verhindern. Sie blieben dort bis die Mitarbeiter der Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) endlich gingen. Shadidul Alam, der aufgrund seiner Kritik der Regierung inhaftiert worden war, konnte das Gefängnis hinter sich lassen und führt heute seine Arbeit trotzig fort. Suzanne Berliner Weiss, ein jüdisch geborenes Kind im von Nazis besetzten Frankreich, verlor ihre Eltern, wuchs bei liebenswürdigen Fremden auf und ging als eine Erwachsene hervor, die ihr Leben dem Zweck widmet, mit anderen für Gerechtigkeit zu kämpfen.

Wenn Menschen bewegt sind und handeln möchten; wenn sie zuversichtlich in diejenigen sind, die mit ihnen handeln und wenn sie Hoffnung in zumindest die Möglichkeit von Erfolg haben, können sie - wir - erstaunlich beharrlich sein. Und darum machen wir weiter.

Dieser Text erschien als Einführung der Ausgabe des Connexions' Other Voices Newsletter des 15. Dezember 2019.

Originaltext in englischer Sprache. Deutsche Übersetzung von Hamna Takhmir.