Terry Fox und der Marathon der Hoffnung
Am 12. April 1980 tauchte Terry Fox seine Beinprothese in den Atlantischen Ozean am Cape Spear und begann Richtung Westen zu laufen, nämlich in Richtung des Pazifik. Damit begann sein Marathon der Hoffnung.
Bevor er begann, befüllte er zwei Flaschen mit Meereswasser. Diese symbolisierten seine Hoffnungen. Eine Flasche sollte ein Souvenir werden, die andere intendierte er, in den Pazifischen Ozean zu leeren, sobald er seinen Lauf quer durch den Kontinent beendet hatte.
Cape Spear, der östliche Punkt Nordamerikas, schuldet seinen Namen portugiesischen Fischern, für den dieser Blick auf trostloses, windiges Gebirge Hoffnung repräsentierte. «Spera» ist das portugiesisches Wort für Hoffnung. Sobald Cape Spear in den Blickwinkel gerät, findet man einen Grund für Hoffnungen, allerdings unter der Bedingung, dass man sich von den Felsen und Eisbergen fernhält. St. John’s Harbour, welches geschützt liegt und oft zehn Grad wärmer als Cape Spear ist, befindet sich in nur zehn Kilometer Entfernung.
Terry Fox war angetreiben von Hoffnung und Entschlossenheit, als er an diesem kalten und windigen Morgen losging. Er hoffte darauf, Geld für die Krebsforschung zu sammeln. Sein Ziel war, jeweils einen Dollar für jeden Kanadier aufzubringen, was im Jahr 1980 ca. 24 Millionen Dollar ergeben würden. Wichtiger jedoch war sein Ziel, das Bewusstsein für die Herausforderungen von Krebserkrankten zu stärken sowie für die Notwendigkeit für mehr Forschung, damit Behandlungen und Heilmittel gefunden werden können. Außerdem wollte er verdeutlichen, dass das Erkranken an Krebs Hoffnungen nicht ausschließt. Er wollte zeigen, dass man trotz der Erkrankung an Krebs aktiv werden kann, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Seine Entschlossenheit war ein Ergebnis seiner eigenen Erfahrung. Im Jahr 1977, als er 18 Jahre alt war, wurde in seinem rechten Bein ein Osteosarkom diagnostiziert. Das Bein musste amputiert werden. Er lernte, mit einem amputierten Bein zu gehen und führte 16 Monate lang Chemotherapie durch. Wie jede andere Chemotherapie war auch diese, wie Terry selbst sagte, eine «körperlich und seelisch kräftezehrende Qual».
Diese Erfahrung veränderte ihn. Durch den Krebs wuchs seine Empathie. Er wurde sich zunehmend der anderen Patienten in der Krebsklinik bewusst, die Behandlungen durchführten, und darüber, was sie durchmachten. Später schrieb er: «Dort waren Gesichter, die mutig lächelten, und andere, die das Lächeln aufgegeben hatten. Dort waren Gefühle der hoffnungsvollen Verleugnung, und Gefühle der Verzweiflung.» Und dann waren dort solche, die nicht mehr da waren, weil die Behandlungen versagt hatten.
Terry war damit beschäftigt, sich an die neue Situation anzupassen. Angespornt von Rick Hansen, begann er, Rollstuhlbasketball zu spielen und verschaffte seinem Team in den nächsten drei Jahren den Sieg bei drei nationalen Meisterschaften.
Aber es genügte nicht. Er dachte immer wieder an die Menschen, denen er in der Krebsklinik begegnet war. Er hatte das Gefühl, dass er etwas tun sollte. Die Idee, die ihm schließlich kam, war von einem Lauf quer durch Kanada. Diesen Plan teilte er zuerst seinem besten Freund Doug Alward mit, der sich bereit erklärte, den Begleitwagen zu fahren, welcher benötigt würde. Dann stellte er die Idee der kanadischen Krebsgemeinschaft vor, welche zunächst zwar skeptisch war, aber letzten Endes zustimmte, sein Vorhaben zu unterstützen, aber unter der Bedingung, dass er Sponsoren fände, die die Kosten übernehmen würden. Terry fand ein paar Sponsoren, die einen Wagen spendeten, Geld zum Tanken sowie die Schuhe, die er dafür brauchen würde. Er lehnte alle Angebote ab, die damit verbunden waren, für ein Produkt zu werben oder ein Markenlogo zu tragen. Der Marathon der Hoffnung, ein Name, den Terry selbst gewählt hatte, sollte keinesfalls von der Öffentlichkeitsarbeit instrumentalisiert werden.
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Und so machten sich diese zwei 21-jährigen auf den Weg. Terry lief und Doug fuhr den Wagen, der unter anderem zwei Ersatz-Beinprothesen enthielt. Das Wetter war schrecklich. In den ersten Tagen musste Terry einen Schneesturm, starken Regen und Sturmböen ertragen. Ein weiteres Hindernis bildeten die vielen Hügel. So zäh wie diese auch waren, war sich Terry der körperlichen Herausforderungen, denen er begegnen würde, im Voraus bewusst und hatte als Vorbereitung für den Marathon viel trainiert.
Die emotionalen Herausforderungen waren aber ein anderer Fall. Rückblickend betrachten wir Terry als eine Heldenfigur, die ein ganzes Land inspirierte und sich als eine der berühmtesten und am meisten bewunderten Persönlichkeiten Kanadas ergeben hatte. Es existieren sogar Statuen und Denkmäler zu seinen Ehren. Millionen von Menschen haben in mehr als 60 Ländern an den jährlichen Terry Fox Läufen teilgenommen. Heute würde man sagen, dass er eine «Ikone» und «legendär« sei.
Im April 1980 war Terry ein unbekannter junger Mann, der alleine eine Autobahn entlang lief, die schlicht endlos war. Die TransCanada in Newfoundland erstreckt sich hauptsächlich durch Wald und Felsen. Außer wenigen Ausnahmen, befinden sich die Städte eher abseits der Autobahn, statt auf ihr. Es ist eine einsame Autobahn, die ewig weitergeht. Es dauert ungefähr neun Stunden, um von St. John’s nach Port aux Basques zu fahren. Es scheint undenkbar, dass jemand diese Strecke gar laufen könnte, und das mit einem guten Bein und einem künstlichen.
Darüber hinaus waren die Neuigkeiten über die gesammelten Gelder oft entmutigend. Nur wenige hatten vom Marathon der Hoffnung gehört. Es gab Tage, an denen gar kein Geld gesammelt wurde. Aber Terry hörte nicht auf, darauf zu hoffen, dass es sich herumsprechen würde und, dass Menschen reagieren würden, sobald sie davon hörten. Aufgeben kam überhaupt nicht in Frage. «Für mich kann es keinen Grund geben, aufzuhören», sagte Terry. «Ganz gleich welche Schmerzen ich leide, es ist nichts im Vergleich zu den Schmerzen von Krebserkrankten; von denen, die die Behandlungen ertragen.»
Langsam sprach es sich herum. In Gambo stellten sich die Menschen an die Autobahn, um Terry zu sehen und ihm Geld in die Hand zu drücken, während er vorbeiläuft. Diese Reaktion munterte ihn enorm auf. Nach Gambo hatte er den Eindruck, dass der Marathon der Hoffnung tatsächlich wirksam sein könnte. Auch in Bishop’s Falls und Grand Falls kamen die Menschen zur Autobahn. Darauf folgte Port aux Basques, eine Stadt mit nur viertausend Einwohnern, die 10.000 Dollar aufbrachte. Terry war nun 882 Kilometer gelaufen. Vancouver war noch 6,172 Kilometer entfernt.
Terry Fox in Port aux Basques, 6 Mai, 1980.
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Ich halte nicht viel von dem Wort «Held». Was macht jemanden zu einem Helden? In der Vergangenheit wurde das Wort hauptsächlich genutzt, um Individuen zu beschreiben, die in einer Schlacht außergewöhnlich mutig waren, wie zum Beispiel Horatius an der Brücke, wo er Rom vor einer ganze Armee verteidigte. Das war aber vor 2500 Jahren. Heute sind unsere Helden Athleten, die Goldmedaillen gewinnen oder viele Tore schießen. Für solche Leistungen werden sie mit Millionenverträgen und Unternehmenssponsorings belohnt. Dann gibt es noch die Superhelden: selbstgerechte, moralisch fragwürdige Produkte der Fantasie von Hollywood, die denjenigen Schaden zufügen, die un-amerikanisch sind.
Es ist jedoch so, dass im wirklichen Leben Heldentum nicht die Eigenschaft von außergewöhnlichen Individuen ist, sondern eine Eigenschaft, die gewöhnliche Menschen in ihrem Alltag aufzeigen. In anderen Worten: gewöhnliche Menschen sind häufig viel mutiger und außergewöhnlicher als die «Helden», die in unserer Kultur bewundert werden. Ihr Heldentum manifestiert sich nicht in einem adrenalingeladenem vereinzelten Moment, in dem sie eine Krise bewältigen, sondern in einem täglichen Kampf in einer Welt, in der sie schlechte Karten haben. Tschechow sagte: «Jeder Idiot kann einer Krise begegnen – es ist aber der Alltag, der einen so erschöpft.» Die eigentlichen Helden unserer Welt sind diejenigen, die erschöpft und entmutigt sind, aber dennoch mit ihren ganzen Kräften weitermachen, ohne, dass irgendjemand da ist, um ihren Mut zu sehen und ihn zu loben.
Wenn ich an Menschen denke, die außergewöhnlich mutig sind, fallen mir Eltern ein. Hunderte von Millionen auf der ganzen Welt, die jeden Monat, jedes Jahr Schwierigkeiten haben, ihre Familien zu ernähren. Mir fallen die Menschen in Gaza ein, die die schreckliche Gewalt, die niemals endet, aushalten. Und, weil ich viel Zeit in Krebskliniken verbracht habe (nicht selbst als Patient, sondern, um meine Partnerin zu begleiten), fallen mir, genau wie Terry Fox, diejenigen ein, die Chemotherapie und andere Behandlungen durchführen.
Was ich an Terry Fox am meisten bewundere ist sein beständiger Mut. Er ist nicht gelaufen, um berühmt zu werden, und, obwohl er hoffte, dass es dem Marathon der Hoffnung gelingen würde, Geld für die Krebsforschung zu sammeln, hätte er nicht ahnen können, wie erfolgreich sein Handeln letztendlich sein würde. Auch die Tatsache, dass er selbst als kanadischer «Held» berühmt werden würde, hätte sich Terry niemals denken können. Terry erlebte jede Minute, jede Stunde und jeden Tag Erschöpfung und Schmerzen, die mit jedem nächsten Schritt zunahmen. Dennoch machte er weiter, wie viele anderen es trotz ihrer Ängste, Herausforderungen und Einsamkeit tun, weil das Leben es so von uns fordert.
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Der Gedanke an Terry Fox, der seinen Marathon der Hoffnung am Cape Spear an diesem Tag in 1980 begann, erinnert mich an einen weiteren Tag am Cape Spear. Es war das Jahr 2015, als meine Partnerin Miriam und ich auf einem langen Roadtrip durch die atlantischen Provinzen Kanadas waren. Wir wohnten in Petty Harbour, wo Cape Spear die Straße hinunter liegt. Obwohl es Juli war, war es kalt und windig. Ein Eisberg war in der Nähe der Küste zu sehen. Auf unseren Fotos erkennt man zwar, dass der Wind wehte, aber wir sehen glücklich aus. Wir hatten nämlich Anlass, glücklich zu sein. Wie Terry hatte Miriam ihren eigenen Kampf mit Krebs. Obwohl er körperliche und seelische Narben hinterlassen hatte, lag er zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Jahre in der Vergangenheit. Wir machten uns auf die Reise und blickten mit Hoffnung und Erwartung in die Zukunft.
Miriam hasste den Unternehmens-Nexus von Spendensammlungen für Krebs. Sie verabscheute die Unternehmenssponsorings, die Falschheit und eigennützige Öffentlichkeitsarbeit. Allen voran verabscheute sie das «pinkwashing» (1), welches vor allem bei den Spendensammlungen für Brustkrebs genutzt wird. Sie regte sich völlig auf, als das israelische Militär einige seiner Kampfflugzeuge rosa färbte, um «Solidarität» für Frauen mit Brustkrebs auszudrücken. Miriam nannte es «die jüngste Groteske» der «pinkwashing» Kampagne. Sie dachte an den israelischen Staat, der Frauen in Gaza den Zugang zur Krebstherapie verweigert hatte und sie später tötete, indem er sie mit rosanen Flugzeugen bombardierte.
Sogar während sie selbst die Chemotherapie für Brustkrebs duchführte, brachte Miriam die Energie auf, um dagegen zu protestieren, wie die Medien Krebserkrankte darstellten. Krebs wurde zu einem «modischen» Thema, sodass sich die Medien eine Zeit lang danach sehnten, Geschichten über Frauen zu produzieren, die ihrem Stereotyp von unbeugsamen Krebs-Überlebenden entsprachen. Miriam, eine Ärztin, deren Patienten hauptsächlich weiblich und mittellos waren, war unbeeindruckt, wie sie in einem Brief an die Globe and Mail Zeitung signalisierte:
«Der Berichterstattung der Globe and Mail nach zu urteilen, scheinen nur Frauen, die ein
sechsstelliges Einkommen haben, und in den meisten Fällen berühmte Persönlichkeiten der Medien
sind,
an Krebs zu erkranken.
Das ist nicht der Fall. Auch Frauen aus der Arbeiterklasse und Frauen, die in Armut leben, erkranken an Krebs.
Diese
Frauen fürchten sich auch vor dem Sterben und machen sich Sorgen darüber, wie sie ihren Kindern die
schwierigen Enscheidungen über ihre Behandlungen mitteilen sollen. Das alles müssen sie aber mit
viel
weniger Ressourcen hinkriegen. Ihre Sorgen gelten nicht der Frage, ob sie eine Perücke bei ihrem
nächsten
Fernsehauftritt tragen sollen. Stattdessen setzt ihnen die Frage zu, wie sie sich selbst und ihre Kinder
ordentlich
ernähren sollen, während der langen Tortur der Operation und Chemotherapie. Sie sind oft
konfrontiert
mit
langen täglichen Reisen zu und von Bestrahlungsterminen, die einige schlicht nicht ertragen. Sie sind zu
krank,
um zu arbeiten und haben Schwierigkeiten damit umzugehen, wie ihre Mittellosigkeit sich auf sie selbst und
ihre
Familien auswirkt.
Vielleicht kann die Globe and Mail sich von den Problemen von Berühmtheiten losreißen und
eine
Geschichte den Realitäten dieser Frauen mit Brustkrebs widmen.»
Miriam war der Meinung, dass Terry Fox’ Marathon der Hoffnung ein anderer Fall war. Sie bewunderte Terry für seinen Mut, für die Empathie, die er aus seiner eigenen Erfahrung hinaus entwickelt hatte und für sein Beharren darauf, dass die Terry Fox Läufe (die organisiert wurden, als Terry wegen dem Wiederauftreten seines Krebses gezwungen war, aufzuhören) wettbewerbsfreie, all-inclusive Veranstaltungen ohne jegliche Unternehmenssponsorings sein sollten. Zudem war Miriam erstaunt davon, wieviel Terry erreicht hatte. Es war ihr bewusst, dass sie persönlich von den Behandlungen, die von den von Terry gesammelten Geldern, finanziert wurden, profitiert hatte. Daher sagte sie: «Ohne Terry würde ich heute nicht leben».
Terrys Lauf, der am Cape Spear mit großer Hoffnung begonnen hatte, endete auf der TransCanada, östlich von Thunder Bay. Er hatte den wachsenden Schmerz stets ignoriert und gedacht, dass er es aushalten würde. «Irgendwo muss der Schmerz schon aufhören», dachte er, aber das tat er nie. Neben den Schmerzen in seinem Bein hatte er nun auch Schmerzen in seiner Brust, sodass er an Hustenanfälle litt. Letztendlich besuchte er am 1. September ein Krankenhaus in Thunder Bay. Dort fanden sie heraus, dass sein Krebs zurückgekehrt war und sich bis seine Lungen verbreitet hatte. Am 2. September berichtete er in einer Pressekonferenz, dass er nach 143 Tagen und 5,373 Kilometern seinen Lauf beenden musste, aber hoffte, ihn später wieder aufnehmen zu können. Terry flog nachhause, um Chemotherapie durchzuführen, aber dieses Mal wirkte die Behandlung nicht. Er starb im Juni des darauffolgenden Jahres. Bevor er starb, sagte er: «Es muss ohne mich weitergehen», und er hat sichergestellt, dass es das tat.
Im September 2016, etwas mehr als einem Jahr nach unserem Trip nach Cape Spear, der Ort, wo der Marathon der Hoffnungf begonnen hatte, befanden sich Miriam und ich an genau dem Ort, wo dieser schließlich geendet hatte. Wir wohnten in einem Bed & Breakfast in der Nähe, und die Frau, die es betrieb, erzählte uns davon, wie sie und andere aus der Gemeinschaft an dem Tag in 1980, der sich als letzter Tag des Marathons der Hoffnung ergeben würde, an der Autobahn gestanden hatten, um Terry zu sehen und anzufeuern. Sogar 36 Jahre später war dies eine bewegende Erinnerung für sie. Sie drängte uns, die Gedenkstätte zu besuchen, die in der Nähe der Autobahn an dem Ort errichtet wurde, wo Terry aufgehört hatte, zu laufen.
Wir folgten ihrem Rat. Wir schauten uns das Denkmal an, grübelten über die Vergangenheit und dachten an die Zukunft. Seit dem letzten Jahr hatte sich vieles verändert. Einige Monate zuvor hatten wir erfahren, dass Miriams Krebs zurükgekehrt war und sich in ihrem Körper verbreitet hatte. Nun war er in ihrer Lunge und in ihren Knochen. Die Aussichten erschienen düster. Aber selbst dann erhielt sie neue Behandlungen, die wirksam zu sein schienen, denn auf den neuesten Scans war die Verkleinerung der Zellen erkennbar. Letzten Endes konnten die Behandlungen zwar nicht ihr Leben retten, aber sie konnten ihr, bzw. uns, zwei weitere Jahre schenken. Außerdem hatten wir durch die Behandlungen an Hoffnung gewonnen, welches es einfacher machte, nach vorne zu blicken. Miriam starb genau zwei Jahre nach dem Tag, als wir Terrys Denkmal besucht hatten.
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Terry Fox erreichte, was er vorhatte, und noch viel mehr als das. Sein Ziel war es gewesen, 24 Millionen Dollar zu beschaffen, welches jeweils einem Dollar für jeden Kanadier entsprechen würde. Zum Zeitpunkt seines Todes wurden 23 Millionen Dollar gesammelt. Seit seinem Tod haben die jährlichen Terry Fox Läufe mehr als 870 Millionen Dollar beschaffen. Ein weiteres Ziel war, das Bewusstsein für die Notwendigkeit von sowohl Krebsforschung als auch -behandlung zu stärken. Auch dies hat Terrys Lauf definitiv erreicht.
Andere Teile seines Vermächtnisses sind eher subtil. Terry Fox nannte seinen Lauf den «Marathon der Hoffnung». Hoffnung ist jedoch kein Wort, das sich leicht definieren oder verstehen lässt. Hoffnung ist weder dasselbe wie Optimismus, noch ist es eine Frage eines «positiven Denkens» oder einer «positiven Einstellung». Es gibt kaum etwas, das so verkehrt ist, wie jemandem, der an Krebs oder einer anderen Krankheit leidet, vorzuschlagen, eine positive Einstellung beizubehalten. Das ist in etwa so, wie, wenn jemandem, der dem Tod eines Geliebten nachtrauert oder unter Depressionen leidet, gesagt wird: «Kopf hoch!». Indem man einem Erkrankten ratet, eine positive Einstellung zu bewahren, deutet man darauf hin, dass er oder sie für seine oder ihre Krankheit sowie deren Ergebnis verantwortlich ist. Hätten also einige eine ausreichend positive Einstellung gehabt, wären sie anscheinend nicht gestorben.
Hoffnung ist kein passives Phänomen, über das wir schlicht verfügen, sondern etwas, das wir tun. Das Leben ist ein Marathon. Es liegt in unseren eigenen Händen, diesen Marathon nach besten Kräften zu laufen. Es liegt an uns, durch unsere Handlungen Hoffnung für uns und für andere zu gewinnen, und zwar individuell und gemeinsam. Terry Fox war sich dessen bewusst. Der Marathon der Hoffnung geht weiter.
Ulli Diemer
Doug Alward und Terry Fox.
(1)«Pinkwashing» ist eine Form des Marketings, bei der rosane Produkte erstellt oder das Symbol der rosanen Schleife genutzt werden, um für Unternehmen zu werben, die sich als sozial verantwortlich und fürsorglich darstellen möchten. Die pinke Schleife symbolisiert vermeintlich die Unterstützung von Spendenaktionen für Brustkrebs. «Pinkwashing» wird mit Unternehmen oder Institutionen assoziiert, die das Symbol der rosanen Schleife oder die Unterstätzung von Brustkrebs-Spendenaktionen als Marketingmethode einsetzen, um z.B. für eines ihrer Produkte zu werben.
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