Torontos historische Friedhöfe
Indigene Grabstätten
Indigene Menschen haben tausende Jahre lang in Süd-Ontario, wie wir es heute nennen, in Gemeinschaften. In der Nähe befanden sich oft von Grabstätten. Die Standorte vieler dieser Grabstätten, vor allem der alten, sind unbekannt. Jedoch wird bei mindestens 20 Grabstätten davon ausgegangen, dass sie sich innerhalb der Grenzen des heutigen Großraum Torontos befinden.
Sogar im Falle der bekannten Grabstätten ist es oft so, dass die Standorte nicht öffentlich bekannt gegeben werden, da indigene Grabstätten oft Plünderung und Vandalismus ausgesetzt sind. Ein bekannter Standort war am Sandhill, was wir heute als Yonge und Bloor kennen. Anscheinend wurde dieser Standort während Bauarbeiten in der Nähe im 19. Jahrhundert zerstört. Ein weiterer Standort ist am Taber Hill, ein Wyandot (Huron) Grabhügel in Scarborough, der vermutlich die Skelette von mehr als 500 Menschen enthält.
Frühe Kolonialzeit
Die britische Kolonialbesetzung des heutigen Torontos begann im Jahr 1793. Die Siedlung, die zunächst York genannt wurde, betrug ein wenig mehr als ein kleines Dorf mit angrenzendem Ackerland zwischen den heutigen George Street und Berkeley Street, südlich der heutigen Adelaide Street sowie einer Militärgarnison, die weiter im Westen stationiert war, in der Nähe der heutigen Bathurst Street. Das Land östlich davon, das bis zum Don River reichte, wurde nicht für Siedlung genutzt, sondern für staatliche Zwecke aufgehoben.
In den Anfangstagen war es für Grabstätten üblich, dass sie auf dem Landgut oder dem Anwesen der Person stattfanden, die verstorben war. Jedoch wurde diese Option unpraktisch, als York wuchs und mehr Menschen in kleinen Häusern ohne Land lebten. Daher errichteten die großen religiösen Konfessionen kleine Friedhöfe: anglikanisch, römisch-katholisch, methodistisch oder presbyterianisch. Diese wurden gewöhnlich angrenzend zu den Kirchen der jeweiligen Konfession errichtet.
Als York wuchs und seine Bevölkerung diverser wurde, wurde klar, dass die Stadt eine Grabstätte brauchen würde, die nicht von einer bestimmten Kirche kontrolliert wurde. Die kirchlichen Friedhöfe gestatteten nur den Mitgliedern ihrer eigenen Religion ein Begräbnis. Sogar Teilnehmer ihrer eigenen Religion verweigerten sie ein Begräbnis, wenn davon ausgegangen wurde, dass sie in Sünde gelebt hatten, eine psychische Erkrankung hatten, oder Suizid begangen hatten.
William Lyon Mackenzie, Herausgeber des Colonial Advocate, eine Zeitung, die die koloniale Elite heftig kritisierte, befasste sich schließlich mit diesem Thema. In einem Artikel, der in seiner Zeitung erschien, schrieb er im Dezember 1825, dass es "absurd" war, "das Sektierertum auch jenseits des Grabes zu bewahren". Er drängte die Behörden dazu, Land für einen öffentlich betriebenen konfessionslosen Friedhof zu bestimmen.
Potter's Field
Im Jahr 1826 wurden in der nordwestlichen Ecke der Yonge Street und der Straße, dir heute Bloor Street nennen, zweieinhalb Hektar Land für diesen Zweck gekauft. Ursprünglich war es bekannt unter dem Namen York General oder Strangers Burial Ground (Friedhof der Fremden), später wurde es aber das Potter's Field genannt. Dieser Name bezieht sich auf einen Bericht aus Matthew 27:7, der erzählt, dass das Geld, das Judas für seinen Verrat an Jesus erhielt, genutzt wurde, um das Feld eines Töpfers (engl.: potter) zu kaufen, um dort Fremde zu begraben. In den ersten Jahren seines Daseins wurden nur wenige Menschen im Potter's Field begraben. Dies änderte sich mit dem Cholera-Ausbruch im Jahr 1832, als viele Menschen starben. Zwischen 1826 und 1855, als der Friedhof geschlossen wurde, fanden dort insgesamt 6685 Beerdigungen statt.
Zur Mitte des 19. Jahrhunderts suchten Torontos Friedhöfe neue Standorte, da ihre ursprünglichen Stätten bereits voll waren. Torontos erster katholischer Friedhof, der in 1822 eingeweiht wurde und der an die St. Paul's Basilica in der Power Street grenzte, schloss im Jahr 1857 und wurde von der St. Michael's Cemetery ersetzt.
St. James Cemetery
In 1844 öffnete die anglikanische Kirche die St. James Cemetery in der Parliament Street nördlich von Wellesley, auf Land, das außerhalb der Stadtgrenzen lag. Zu dieser Zeit lebte der Großteil der Bevölkerung Torontos südlich von der Queen Street. Sie ersetzte den Friedhof, der an die St. James Church in der King Street grenzte. Es ist nun der älteste durchgehend betriebene Friedhof in der Stadt. Bis heute fanden dort 89000 Bestattungen und 75000 Einäscherungen statt.
Da viele der elitären Gründer Torontos Anglikaner waren, wurden viele berühmte Persönlichkeiten Torontos aus früheren Zeiten in St. James begraben. Dazu gehören Reformator Robert Baldwin, Politiker Edward Blake, Polizeichefs Francis Collier Draper und H.J. Grasset, Whiskeymagnate George und William Gooderham Sr., Ingenieur und Eisenbahnbauer Casimir Gzowski, Journalist Peter Gzowski, Historiker und Journalist Goldwin Smith, und Ontario Premierminister John P. Robarts.
Die Friedhofskapelle, die St. James Chapel, wurde im Jahr 1990 zu einer Nationalen historischen Stätten Kanadas (National Historic Site of Canada) erklärt.
Holy Blossom Cemetery in Pape Avenue
Holy Blossom Cemetery war der erste jüdische Firedhof in Toronto. Er wurde im Jahr 1849 in der Pape Avenue geöffnet (damals Centre Road), in der Nähe der Gerrard Street. Diese Gegend war in jener Zeit noch eine überwiegend ländliche Gegend. Der Friedhof diente der jüdischen Gemeinschaft in Toronto jahrzehntelang, aber wurde schließlich voll und stand in den 1930ern neuen Bestattungen nicht mehr offen. Dort befinden sich die Gräber der meisten Gründer der jüdischen Gemeinde Torontos. Der Holy Blossom Temple übernahm den Betrieb des Friedhofs, als die Synagoge im Jahr 1856 gegründet wurde, und ist weiterhin für ihre Pflege verantwortlich.
Toronto Necropolis
Als Toronto sich Richtung Norden und Westen ausbreitete, wurde das Land, das einst das Potter's Field war, attraktiv für Immobilienspekulanten dieser Tage und Druck wuchs, dass der Friedhof schließen sollte und die Überreste an einen anderen Standort verlegt werden sollten. In 1850 wurden 6 Hektar Land gekauft, das eine Aussicht auf den Don Valley bot und östlich der Sumach sowie nördlich der "plank road" (Winchester Street) lag, die zu einem Übergang über den Don River führte. Der Standort lag zwar nicht in der Nähe davon, wo die Menschen lebten, war jedoch leicht zugänglich.
Der neue Friedhof bekam den Namen Toronto Necropolis. Der Name stammt aus dem griechischen Wort nekropolis, welches "Stadt der Toten" bedeutet.
Der Prozess, die Überreste von Potter's Field zu verlegen, begann später im Jahrzehnt, nachdem der Friedhof angelegt wurde, und dauerte bis 1874. In vielen Fällen geschah die Verlegung der Überreste und Grabzeichen nach neuen Gräbern in Necropolis nach Absprache mit den jeweiligen überlebenden Familienangehörigen. Jedoch gab es in Potter's Field auch Überreste, die nicht identifiziert werden konnten oder für die niemand Verantwortung übernahm. Solche, die von niemandem beansprucht wurden, wurden entweder nach Necropolis verlegt, oder zur jüngst eröffneten Mount Pleasant Cemetery. Als die Mount Pleasant im Jahr 1876 offiziell geöffnet wurde, schrieb die kanadische Zeitung The Globe: "In einem Hügel hier liegen die Knochen von ungefähr 3000 Menschen, die nicht identifiziert werden konnten. Die Überreste von alten und jungen Menschen einer jeden christlichen Konfession; farbige und weiße Menschen gleichermaßen liegen hier zusammen in einem gemeinsamen Grab."
Als die Toronto Necropolis angelegt wurde, wurde darauf geachtet, den natürlichen Charakter der Umgebung zu bewahren. Der Friedhof ist auch für seine Fülle an Bäumen und Büschen bekannt, welche Vögeln, Eichhörnchen und anderen Tieren Lebensraum bieten. Spechte, Meisen, Kleiber und Rotkehlchen können das ganze Jahr über gesehen und gehört werden. Auch viele anderen Vogelarten halten sich dort auf.
Viele Jahre lang befand sich der Riverdale Zoo unmittelbar südlich von Necropolis, und Besucher konnten gelegentlich das Heulen von Wölfen und das Brüllen von Löwen hören. Der Zoo schloss in den 1970ern und wurde von der Riverdale Farm ersetzt, sodass ein Besucher nun eher die Geräusche von Hühnern oder Kühen, sowie das Lachen von Kindern, das von gegenüber - der Winchester Street - kommt, hören kann.
Im Einklang mit seinen nicht-konfessionellen Traditionen enthält Necropolis die Überreste von vielen Torontonians - insgesamt mehr als 50000 - aus allen Lebensbereichen. Dazu gehören auch prominente Persönlichkeiten wie John Ross Robertson, Gründer der kanadischen Zeitung Toronto Telegram, und Ralph Day, ein Bürgermeister Torontos. George Brown, ein prominenter Politiker und Gründer der Zeitung The Globe wurde hier begraben - genau so wie George Bennett, der Angestellte, der Brown erschoss, und daher erhängt wurde.
Die Underground Railroad führte viele schwarze US-Amerikaner, die der Sklaverei entflohen, nach Toronto. Viele von ihnen fanden ihre letzte Ruhestätte schließlich in Necropolis.
Eine der bekannten Denkmäler in Necropolis gedenkt Samuel Lount und Peter Matthews - zwei Männer, die im Jahr 1838 wegen ihrer Beteiligung an der Rebellion von 1837 in Upper Canada erhängt wurden. Der Anführer der Rebellion von 1837, William Lyon Mackenzie, wurde auch in Necropolis begraben.
Originaltext in englischer Sprache. Deutsche Übersetzung von Hamna Takhmir.