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Das Leiden der Kinder im Gazastreifenvon Miriam Garfinkle und Reem Abdul Qadir Katastrophale Lage im Gazastreifen - Unzureichende Gesundheitsversorgung Obwohl Israel bereits im Sommer 2005 die israelischen Siedlungen und Militärstützpunkte im Gazastreifen geräumt hat, hält die Besetzung weiterhin an. Laut einem Bericht der israelischen Menschenrechtsorganisation Gisha blockiert Israel immer noch den Luftraum über dem Gazastreifen, kontrolliert die Gewässer und Grenzen, den Waren- und Personenverkehr, das Steuersystem und das Bevölkerungsregister. Nach den Wahlen 2006 im Gazastreifen war Kanada eines der ersten Länder, das Fördergelder für den Gazastreifen strich. Dies ließ die Bevölkerung in einer desaströsen Lage zurück. Der Gazastreifen ist eine der bevölkerungsreichsten Regionen der Welt. Auf lediglich 365 Quadratkilometern leben etwa 1,25 Millionen Menschen. 75% der Bevölkerung leben in Armut, 40% sind arbeitslos. Die Trinkwasser- und Nahrungsversorgung ist heikel und die Abwasseraufbereitung vollkommen unzulänglich. Dr. Robert Horton, Redakteur des medizinischen Fachjournals „The Lancet“ schrieb kürzlich in „The New York Review of Books“, dass im Gazastreifen ein akuter Mangel an medizinischem Personal herrsche. Ein Großteil der Bevölkerung habe keinen Zugang zu Ãrzten und die Beschaffung von Medikamenten sei schwierig. Ãœber 60% der Bevölkerung im Gazastreifen sind unter 18 Jahre alt. Kinder im Gazastreifen leiden immer häufiger an Stresssymptomen und an Depressionen, was durch den anhaltenden und eskalierenden Konflikt verursacht wird. Laut einer Studie des Gaza Community Mental Health Program (GCMHP), die 2004 von der World Psychiatric Assosiation veröffentlicht wurde, konnte bei einem Großteil der unter 11-Jährigen eine „Posttraumatische Belastungsstörung“ diagnostiziert werden. Ebenso wurde bei Neun- und Zehnjährigen vermehrtes Bettnässen und Alpträume beobachtet. Stimmungsschwankungen, Angstzustände und Hyperaktivität sind weitere Folgen des enormen Stresses, den die Kinder erleiden. Seit 2000 wurden mehr als 5000 Häuser im Gazastreifen zerstört. 99% der Kinder, die Teil der GCMHP-Studie waren, wurden aus ihrem Zuhause vertrieben. Dieser Verlust trifft die Kinder schwer, da das eigene Zuhause mit Sicherheit und Trost verbunden wird. Das israelische Militär plündert oftmals die Häuser und zerstört sie dann. Kinder, die beobachten müssen, dass ihre Eltern sie nicht schützen können, fühlen sich danach unsicher und ängstlich. Die Studie deckte ebenso auf, dass 96% der Kinder häufig Zeugen von Schusswechseln, Kämpfen oder Explosionen waren, die Zivilisten töteten oder verletzten. Unerträglicher Lärm, der durch die israelischen Ãœberschallflugzeuge verursacht wird, gehört mittlerweile zum Alltag im Gazastreifen. Die Organisation Physicians for Human Rights Israel und das Gaza Community Health Program beantragten beim Obersten Gericht in Israel eine Einstellung dieser Flüge. Seit Jahren leben die Kinder im Gazastreifen mit der Präsenz von schwer bewaffnetem israelischem Militär und Panzern, die sie auf der Straße bedrohen. Sie müssen auf ihrem Schulweg durch Sicherheitschecks, ebenso werden die Schulgebäude häufig von Gasattacken heimgesucht und mit scharfer Munition angegriffen. Man kann hier eigentlich nicht von einer posttraumatischen Belastungsstörung sprechen, da es für die Kinder kein “posttraumatisch“ gibt. Der Alptraum geht immer weiter. Mediziner sind normalerweise dazu ausgebildet, ein emotionales Trauma mit Hilfe von vertrauten und beschützenden Faktoren zu therapieren. Für die Kinder im Gazastreifen gibt es kaum noch Vertrautes. Im Grunde genommen gibt es dort keinen sicheren Ort mehr. Zur Zeit hört man viel von kanadischen Soldaten in Afghanistan, die extra für den Krieg ausgebildet wurden. Trotzdem sind viele von ihnen traumatisiert, wenn sie sehen, dass ihre Kameraden verletzt oder getötet werden, oder wenn sie selbst Gefahr ausgesetzt sind oder Verletzungen erleiden. Diese Soldaten leiden noch lange danach an diesem Trauma, selbst wenn sie wieder in ihrem sicheren Zuhause sind. Wie schlimm muss das erst für die Kinder im Gazastreifen sein, die so etwas Tag für Tag erleben müssen, das Trauma für sie aber kein Ende nimmt und sie kein sicheres Zuhause haben? Wir als kanadische Gesundheitsexperten sind angesichts der aktuellen Lage im Gazastreifen sehr besorgt um die Zukunft der Menschen und besonders um die der Kinder. Wie wird sich dieses endlose Trauma letztendlich auswirken? Wie können wir Kanadier und Gesundheitsexperten helfen? Mediziner, die wie Dr. Mona El-Farra und Dr. Eyad El Sarraj unermüdlich vor Ort im Einsatz sind, kämpfen trotz der schwierigen Situation seit Jahren für eine angemessene medizinische Erstversorgung und psychologische Betreuung. Wir arbeiten mit einer Gruppe von Palästinensern und Juden in Toronto zusammen, um Spenden für diese Ãrzte zu beschaffen. Ebenso bestehen wir darauf, dass die kanadische Regierung die Zahlung von Fördergeldern wieder aufnimmt und diese sogar aufstockt. Wir fordern außerdem, dass Israel endlich aufhört, gegen das internationale Gesetz zu verstoßen und die Zivilisten schützt. Letztendlich wird es erst dann eine Lösung geben, wenn die militärische Besetzung des Gazastreifen und des Westjordanlands, die trotz der Räumung der israelischen Siedlungen anhält, ein Ende findet. Sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit der Bewohner des Gazastreifen ist in großer Gefahr. Wir als Bürger, Kanadier, Juden und Palästinenser sind moralisch dazu verpflichtet, diese Kinder zu beschützen und ihnen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Jede Alternative dazu ist undenkbar. 27. März, 2007 Miriam Garfinkle M.D. und Reem Abdul Qadir M.S.W. R.S.W. sind Mediziner, die von Toronto aus schreiben.
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